„Für mich ist das ein Traumjob“, sagt Marten Clausen. Der 49-Jährige arbeitet seit etlichen Jahren im Bereich Offshore-Windenergie und hat hier als Projektmanager schon die unterschiedlichsten Projekte betreut. Als „Operational Engineer Offshore“ arbeitet er derzeit für TenneT an dem Projekt BorWin5 vor der Küste der Insel Borkum. Wind und Meer sind für den gebürtigen Husumer wahre Lebenselixiere. Windkraft hat ihn schon immer fasziniert. Im Gespräch ist schnell zu merken, dass das Herz des Fachingenieurs für Elektrotechnik für die hochkomplexe Technik in der zukunftsträchtigen Offshore-Wind-Branche schlägt.
Ebenso exzellent qualifiziert wie Marten Clausen und wie dieser ein echtes „Nordlicht“ aus Husum, jedoch mit nochmal 20 Jahren mehr Berufserfahrung auf dem kräftigen Buckel, ist der 72-jährige Volker Jürß derzeit als Projektmanager für TenneTs Westküstenleitung im Einsatz. Trotz seines Alters wollen den hochkarätigen Experten weder sein Arbeitgeber Tintschl noch Auftraggeber TenneT in Rente gehen lassen. Jürß macht so schnell keiner mehr etwas vor. Rund 30 seiner 40 Berufsjahre hat er im In- und Ausland für renommierte Arbeitgeber gearbeitet. Darunter sind Konzerne wie Exxon Mobile und Eon, Eni (Italien/Schweiz) und Petrobras (Brasilien). Er hat für sie Baustellen bis zu 500 Personen sowie Projekt-Arbeitsgemeinschaften mit internationalen Firmen geleitet.
Und jetzt also die Westküstenleitung. Von der Europäischen Kommission ist sie als „Vorhaben von gemeinsamem Interesse“ eingestuft und wird die Übertragungskapazität zwischen Deutschland und Dänemark deutlich erhöhen. Zudem wird sie mit ihren fünf Umspannwerken das bestehende Stromnetz in Schleswig-Holstein deutlich entlasten. Drei der fünf Bauabschnitte sind aktuell schon in Betrieb. Die Inbetriebnahme des vierten soll im Herbst folgen. Dann werden gut 120 von knapp 140 Kilometern fertig gestellt sein. Bereits heute transportiert die Leitung die in Norddeutschland erzeugte Energie zuverlässig weiter. Strom aus erneuerbaren Energien, den wir für die Energiewende brauchen. Bis 2025 sollen in Schleswig-Holstein 37 Terawattstunden an grünem Strom erzeugt werden.
sowie den Transport in Richtung Süden sichern.
Projektmanager Volker Jürß ist für die Westküstenleitung derzeit mit mehreren Bauabschnitten gleichzeitig beschäftigt. Er jongliert mit VOB-Bestimmungen (VOB: Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen) und To-do-Listen für unterschiedlichste Planungen, mit Ausschreibungen, Prüfungen von Verträgen und Gutachten. Bei Projekten dieser Größenordnung ist das üblich und für ihn alltäglich. Er überwacht Baufortschritte und tätigt Abnahmen. Dazu immer wieder: Verhandlungen mit Auftraggebern und Behörden, Bürgermeistern und Anliegern vor Ort: Mediation, Deeskalation, Troubleshooting.
Die Themen sind zahlreich – und Jürß kommt hier seine Erfahrenheit zugute „Zum Beispiel das Wegerecht in den Gemeinden – da braucht man eine profunde Ortskenntnis. Wie sind die Böden beschaffen? Wie muss die Zufahrt zur Baustelle strukturiert sein? Fahrzeugbreiten, Wenderadien, Achslasten, Statik von Brücken – Beschränkungen kann es da sehr viele geben.“ Bis die endgültige Wegführung für eine Baustelle dieser Art steht, braucht es viele Prozessschritte, die sorgfältig durchgeführt werden müssen. Wo immer es hakt und Probleme gibt, ist er als Projektmanager gefragt.
Wenn es draußen auf der Plattform hoch hergeht, dann mache ich alles!
„Wenn es draußen auf der Plattform hoch hergeht, dann mache ich alles!“, bringt Marten Clausen die Grundanforderungen seines Jobs auf den Punkt. Als Operational Engineer ist er maßgeblich mit dafür verantwortlich, dass bereits ab 2025 ein wichtiger Baustein in der zukünftigen Versorgung Deutschlands mit Offshore-Windenergie reibungslos funktioniert.
So eine Plattform, konstatiert Clausen nüchtern, ist kein Serienprodukt wie ein Auto. Allein 100.000 verschiedene Sensoren befänden sich darin, jedes noch so kleine Detail müsse genau gecheckt werden. Die Frage, die bei ihm immer an erster Stelle steht: „Was brauche ich final, um die Anlage betriebs- und anlagensicher zu machen?“ Das heißt für den Projektmanager vor allem, zu sehen, was nicht funktioniert: „Dann wird es erst richtig interessant“, lacht Clausen. All diese Fragen akribisch bis ins Detail abzuarbeiten und so zur Anlagen- und Betriebssicherheit beizutragen - gerade das macht seinen Job aus.
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Natürlich kommt auch bei einer Offshore-Windkraft-Baustelle wie BorWin5 standardisiertes Projektmanagement mit den bewährten Tools und Vorgaben zum Tragen. Dennoch hält so gut wie jeder Tag Überraschungen bereit, denn „die Feinheiten sind bei jedem Projekt anders – man lernt jeden Tag neu dazu“, betont Marten Clausen. „Vor allem die Logistik ist bei Offshore komplex, aber auch besonders wichtig, denn die Risiken sind höher als bei einer Landbaustelle. Fehlt etwas, kostet es viel Geld und Zeit, denn alles und jeder muss sicher verschifft oder eingeflogen werden“.
So sieht Marten Clausen denn auch die größte Herausforderung seiner Aufgabe darin, immer die Balance zwischen der Anschlussverpflichtung nach dem Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) und der Anlagen- und Personensicherheit herzustellen und zu halten. „Sicherheit – und zwar nicht nur akut, sondern über die gesamte Lebensdauer der Anlage – ist nicht so einfach und so billig zu haben“, so Clausen. Hier ein Gleichgewicht herzustellen, darin liegt die gesellschaftliche Aufgabe: Anschluss und sichere Nutzung der Stromversorgung für die Endverbraucher zeitgerecht zu ermöglichen und dabei auch Effizienz und Sicherheit des Projekts im Blick zu haben. „Hier muss ständig abwägt werden, letztlich ist immer ein guter Mittelweg zu finden“, sagt der Projektmanager.
Für solch hochkomplexe Bauvorhaben geeignete Fachkräfte zu finden, das finden beide Experten schwierig. Bei vielen, sagen Clausen und Jürß übereinstimmend, fehle es an ausreichender Schulbildung, etwa in Chemie und Physik. „So gut wie alle technischen Probleme sind auf simpelste physikalische und chemische Ereignisse zurückzuführen. Es ist schwierig, Kollegen oder Kolleginnen zu finden, die für dieses Umfeld die erforderlichen Kenntnisse schon mitbringen“, bedauert Marten Clausen – und bringt ein einfaches Beispiel: „Wenn wir in der Nordsee zwei Schrauben aus verschiedenen Metallen zusammenbringen, müssen wir wissen, wie die miteinander reagieren. Korrodieren die vielleicht, kommt es zur Elektrolyse? Da habe ich schon eigenhändig Schrauben ausgetauscht und auseinandersortiert!“ Klar: Schon solche „kleinen“ Fehler können die Anlagensicherheit einer Offshore-Plattform beeinflussen.
Die Zusammenarbeit von "alten Hasen" und frischen, jungen Kräften ist ideal
Daher, sagt Volker Jürß, sei Berufs- wie auch Lebenserfahrung das A und O für einen Projektmanager. „Wer frisch von der Hochschule kommt, hat oft noch keine Vorstellung davon gewinnen können, was da draußen alles auf ihn zukommt!“ So hat Jürß im Lauf seines langen Berufslebens schon mit vielen jungen Kollegen im eng zusammen gearbeitet - und sie wie Coach beim Lernen und Berufserfahrung sammeln begleitet. „Die Zusammenarbeit von "alten Hasen" und frischen, jungen Kräften ist ideal“, meint er.
Solche Kooperationen können auch deshalb immer wieder entstehen, weil ein Premium-Personaldienstleister wie Tintschl in seinem Experten-Pool über Spezialisten unterschiedlichster Jahrgänge und Erfahrungslevels verfügt. Bei jedem Projekt wird individuell entschieden, welche Fachkraft am besten für welche Aufgabe geeignet ist – und wo es ggf. nötig wird, „alte Hasen“ mit hinzuzuziehen. Diese spezifische Deckung des jeweiligen Bedarfs ist es dann auch, was die beauftragenden Unternehmen, besonders am Tintschl-Service schätzen.
Und was schätzen die Fachkräfte an einem Arbeitgeber wie Tintschl? „Ich bin rundum zufrieden“, sagt Volker Jürß. Die Bezahlung stimme, aber das allein sei nicht das Entscheidende: „Hier wird alles vernünftig gesteuert, immer das Optimum gegeben, man arbeitet sehr leistungs- und lösungsorientiert, ich bin hier mehr gefordert als anderswo.“
Auch Marten Clausen lobt neben der guten Bezahlung die Top-Organisation: „Die kümmern sich um alles!“ Tintschl ist für ihn das Unternehmen, „das mir wie eine Art Makler ermöglicht, meine beruflichen Interessen umzusetzen. Außerdem kann ich neben meinem eigenen Netzwerk auch das noch weitreichende Tintschl-Netzwerk nutzen – und das ist manchmal Gold wert!“
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Weiterführende Information zu den TenneT-Projekten:
BorWin5: https://www.tennet.eu/de/unser-netz/offshore-projekte-deutschland/borwin5/
Westküstenleitung: https://www.tennet.eu/de/unser-netz/onshore-projekte-deutschland/westkuestenleitung/
Windenergie in Deutschland |
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Am 31. Dezember 2021 waren in Deutschland 1.501 Offshore-Windenergieanlagen (OWEA) mit einer Leistung von 7,8 GW in Betrieb. Bei vollständiger Realisierung neuer, bereits genehmigter und im Bau befindlicher Offshore-Windprojekte kann die installierte Leistung bis Ende 2026 auf knapp 12 GW gesteigert werden.* | ||||
Bis 2030 sollen gemäß den Zielen der Bundesregierung insgesamt 30 Gigawatt Offshore-Windenergieleistung in Deutschland verfügbar sein; allein BorWin5 soll 900 MW davon übertragen.** |
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In Deutschland standen Ende 2021 insgesamt 28.230 Onshore-Windenergieanlagen mit einer installierten Gesamtleistung von 56.130 MW. Davon gingen 2484 neue Anlagen im Jahr 2021 ans Netz.*** | ||||
Nach aktuell vorliegenden Studienergebnissen geht das Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende (KNE) davon aus, dass der Strombedarf im Jahr 2050 zwischen ca. 650 Terrawattstunden und 1.000 Terawattstunden betragen wird. Dies würde bedeuten, dass zwischen 37.000 und etwa 65.000 Windenergieanlagen benötigt werden.**** |
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Quellen:
** https://www.tennet.eu/de/unser-netz/offshore-projekte-deutschland/borwin5/
*** https://www.wind-energie.de/themen/zahlen-und-fakten/deutschland/
**** https://www.naturschutz-energiewende.de/aktuelles/flaechenverfuegbarkeit-fuer-die-energiewende
(alle Online-Quellen zuletzt abgerufen am 10.5.2022)