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Alles außer gewöhnlich: die kreative Bewerbung

verfasst von Natalie Dippold - 19.09.2019

Kreative Bewerbung

Kennen Sie das? Sie entdecken eine interessante Stellenanzeige, schreiben mit viel Mühe eine Bewerbung, schicken sie hoffnungsvoll ab, warten und warten – und erhalten am Ende statt der erhofften Einladung zum Vorstellungsgespräch ganz einfach keine Antwort. Woran liegt´s? Nun, vielleicht ist Ihre Bewerbung ganz einfach in der Masse der Bewerbungen untergegangen, weil ihr das entscheidende Quäntchen Kreativität gefehlt hat.

Stellensuchende aufgepasst! Im folgenden Text erfahren Sie, wie Sie Ihre Bewerbung so kreativ schreiben und gestalten, dass Sie bei Ihrem Wunsch-Arbeitgeber gut ankommt, dass Personaler neugierig auf Sie werden und Sie zum Vorstellungsgespräch einladen.

 

Warum kreativ bewerben?

Eine Umfrage des Heidelberger Institute for Competitive Recruiting unter rund 250 Personalfachkräften hat ergeben, dass Personaler sich für die Sichtung von Bewerbungsunterlagen im Schnitt gerade einmal ein bis zwei Minuten Zeit nehmen. Das bedeutet: Ihre Bewerbung muss sehr schnell positiv auffallen, um sich von anderen Bewerbern abzuheben und nicht gleich wieder in der Versenkung zu verschwinden.

Wenn Sie also Ihre Bewerbungsunterlagen mit ein paar originellen Bestandteilen und Ideen aufpeppen, kommen Sie nicht „08/15“-mäßig daher. Eine kreative Bewerbung wird kaum in der „Ablage P“ landen. Wobei es natürlich dennoch auch auf den Inhalt ganz wesentlich ankommt – Bewerber sollten also nicht nur mit einer super Verpackung, sondern auch mit ihren „inneren Werten“ überzeugen.


Wie sieht eine gute kreative Bewerbung aus?

Ein No-go für alle Bewerber: den Personaler langweilen. Bei gesichtslosen Allerwelts-Mappen und (Einleitungs-)Floskeln wie „Hiermit bewerbe ich mich ...“ oder "Mit großem Interesse habe ich Ihr Stellenangebot gelesen" werden Sie beim Leser allenfalls ein herzhaftes Gähnen ernten. Gute Chancen hat Ihre kreative Bewerbung, wenn sie modern, aufgeräumt, übersichtlich – und gleichzeitig auch etwas ungewöhnlich daherkommt. Grafische Elemente oder Icons sollten dabei wohldosiert eingesetzt werden. Ein absolutes Muss ist natürlich auch die perfekte äußere Form ohne Schreibfehler und Patzer jeglicher Art - schließlich soll die kreative Bewerbung ja auch eine professionelle Bewerbung sein. Besonders wichtig: Niemals die Namen von Unternehmen und Ansprechpartnern falsch schreiben oder verwechseln!

Auch ist es (vor allem bei konservativeren Branchen) nicht ratsam, es mit allzu verrückten Ideen und bunten Farben zu übertreiben. Gerade kreative Menschen mögen versucht sein, sich bei der Erstellung Ihrer Bewerbung allzu sehr auf die Optik, das Design zu konzentrieren. Doch letztlich zählt der Inhalt ebenso viel wie die Verpackung! Zugleich ist es wichtig, dass das kreative Design nicht nur auffällt, sondern insgesamt stimmig wirkt und zur Persönlichkeit des Bewerbers passt.

 

Top-Tipps für die kreative Bewerbung

Wenn Sie die folgenden Tipps beherzigen, können Sie potenzielle Arbeitgeber nicht nur von Ihren fachlichen Fähigkeiten, sondern auch von Ihrem kreativen Potenzial überzeugen!

 

Passen Sie Ihre kreative Bewerbung dem Wunsch-Arbeitgeber an

Jedes Unternehmen, bei dem Sie sich bewerben, liefert durch seine Website, Social-Media-Präsenz, Plakate, Anzeigen usw. bereits viele Hinweise darauf, wie es „tickt“, welches Image es pflegt, welche Philosophie, Werte und Normen darin herrschen. Auch die Stellenanzeige selbst verrät schon viel: Ist diese in der Aufmachung und den Formulierungen eher seriös und klassisch oder unkonventionell und bunt gehalten? Entsprechend sollten dann auch Aufmachung und Tonalität der Bewerbung sein.

Sehr gut kommt es an, wenn Sie Ihre kreative Bewerbung im Corporate Design des Unternehmens erstellen. Wählen Sie die Schriftarten, Farben und das Design des potenziellen Arbeitgebers, so beweisen Sie, dass Sie sich bereits stark mit dem Unternehmen auseinandergesetzt haben. Pfiffig ist es auch, etwa den Slogan der Firma auf die eigene Person anzuwenden.

Besonders findige Bewerber machen es wie der französische Web Product Manager Philip Dubost, der sich bei Amazon mit einer Website im Amazon-Stil bewarb, auf der er sich selbst zum Verkauf anbot. Auf seiner „Amazon-Produktseite“ verrät Dubost seinem Wunsch-Arbeitgeber viele interessante Bewerberdetails, unter anderem, dass er in den USA und Frankreich studiert hat, drei Sprachen spricht und Marathon läuft. 

 

Das Anschreiben mit kreativen Elementen anreichern

Das Anschreiben ist ein sehr wichtiges Bewerbungselement, denn darauf werfen Personaler immer zumindest einen Blick. Verfassen Sie es so, dass es sofort interessiert!

Der „grandiose“ erste Satz: Der erste Satz im Anschreiben soll den Leser gleich fesseln und zum Weiterlesen anregen. Am besten drückt gleich der erste Satz schon prägnant und selbstbewusst aus, wie groß Ihre Motivation ist, wie sehr Sie das Unternehmen schätzen und wie gut Sie mit Ihren Fähigkeiten für die Stelle geeignet sind. Das heißt: Es ist gut, gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Wichtig ist nur, dabei immer authentisch zu bleiben und jede Aussage im Vorstellungsgespräch belegen zu können!

Ein paar Beispiele gefällig? Eine Bewerberin schrieb an eine PR-Agentur: „Facebook-Junkie? Head of Headlines? Social-Media-Addict? Bingo! Begeisterungsfähig und neugierig wie ich bin, fühle ich mich vom innovativen und wegweisenden Profil von Mashup magisch angezogen und bin hochmotiviert, ein Teil Ihres Teams zu werden.“ 

Vielleicht haben Sie eine kleine Geschichte zu erzählen, etwa so: „Als ich klein war, wollte ich eine dieser lebenden Statuen in der Fußgängerzone werden. Inzwischen haben sich meine Karriereziele etwas weiterentwickelt – es macht mir aber immer noch Spaß, kauflustige Besucher anzulocken und die Menge zu unterhalten. Eine Leidenschaft, die mich zum perfekten Community Manager macht.“ 

Ein eher klassischer, aber dennoch erfolgversprechender erster Satz könnte so lauten: „Sie suchen einen engagierten Teamplayer, der darauf brennt, sein Wissen zum Thema Suchmaschinenoptimierung weiter auszubauen? Ich bin auf der Suche nach einem herausfordernden Karrierestart bei einem renommierten Experten für Online Marketing – und ich bin überzeugt, dass ich diesen in der Muster AG gefunden habe.“ 

Auch nach dem möglichst eindrucksvollen ersten Satz sollten Sie im Anschreiben durchgehend knappe, aussagestarke und einprägsame Aussagen formulieren. Betonen Sie Ihre Qualifikation, ohne die Details aus dem Lebenslauf einfach nur zu wiederholen. Ein originelles Beispiel: „Bei meinen Kollegen bin ich bekannt als diejenige Person, die auch die größten Eisen aus dem Feuer holt und dabei auch noch einen kühlen Kopf bewahrt (...). Deswegen glaube ich, dass niemand besser geeignet ist als ich, bei Ihnen als Office Managerin zu arbeiten. 

Lassen Sie im Anschreiben deutlich erkennen, dass Sie sich zu dem Unternehmen hingezogen fühlen. Seien Sie dabei nicht übertrieben anbiedernd, sondern natürlich und sympathisch. Etwa so: „20 Jahre benutze ich jetzt schon ihre Produkte – und bin seit 20 Jahren davon restlos begeistert. Es wird Zeit, etwas zurückzugeben – und Ihr Team dabei zu unterstützen, die Kunden weitere 20 Jahre glücklich zu machen.“ Oder: „Seit vier Jahren gehe ich auf dem Weg zur Arbeit jeden Tag an Ihrer Firma vorbei. Zeit, dieses schöne Gebäude einmal von innen kennenzulernen.“ 

Wie in der gesamten kreativen Bewerbung sollten Sie möglichst auch im Anschreiben gekonnt auf Ihren potenziellen neuen Arbeitgeber eingehen, etwa spezifische Herausforderungen und Bedürfnisse des Unternehmens nennen, die verraten, dass Sie sich bereits ausführlich mit ihm befasst haben.

Sehr effektiv kann es auch sein, wenn Sie im Anschreiben sogenannte Cliffhanger nutzen, die man normalerweise aus Fernsehserien kennt. Cliffhanger wecken Neugier, fallen auf und führen zu weiteren wichtigen Elementen der Bewerbung. Gerade im Anschreiben, das nur wenig Platz lässt, in dem jedoch möglichst viele Informationen stecken sollen, ist ein Cliffhanger ein probates Mittel. Und so könnte ein gelungener Cliffhanger aussehen: „Sie wollen wissen, wie ich mein China-Projekt in einer kritischen Phase doch noch zum Erfolg gelenkt habe? In der anhängenden Projektliste erfahren Sie mehr.“ 

Und noch ein Tipp: Nutzen Sie das Anschreiben auch, um Leerzeiten im Lebenslauf zu erklären. Formulieren Sie – im Sinne der Kreativität – auch hier möglichst frisch, authentisch und persönlich! Sollte z.B. durch Arbeitslosigkeit eine Lücke von mehr als drei Monaten entstanden sein, können Sie diese durchaus als Neuorientierungs-Phase, vielleicht auch als „Auszeit zur persönlichen Wertebestimmung“ o.Ä. benennen. Im Idealfall haben Sie in dieser Zeit vielleicht Qualifizierungs- oder Sprachkurse belegt, die Sie dann unbedingt hervorheben sollten, denn Bewerber, die sich gerne weiterentwickeln, sind immer gerne gesehen! Ansonsten sind Lücken, die durch große Reisen, ein Sabbatical oder auch durch familiäre Verpflichtungen (z.B. pflegebedürftige Angehörige, Elternzeit usw.) entstanden sind, absolut positive Kennmarken in der Bewerbung. Sie zeigen, dass Sie ein offener Mensch sind, der seinen Horizont gerne erweitert und gute „Soft Skills“ vorweisen kann!

 

Echt stark: zu den eigenen Schwächen stehen

Glauben Sie nicht, dass Sie als rundum perfekte Person daherkommen müssen, um vom Arbeitgeber akzeptiert zu werden. Im Gegenteil: Bei vielen Personalern kommt es ausgesprochen gut an, wenn Bewerber auch Ihre Schwächen thematisieren. So können Sie beispielsweise die im Lebenslauf dargestellten Stärken mit der Rubrik „Was ich nicht kann“ ergänzen. Natürlich sollte Ihre Qualifikation insgesamt zu dem Anforderungsprofil der ausgeschriebenen Stelle passen. Doch wenn Sie angeben, dass Ihr Spanisch zwar urlaubs-, aber nicht verhandlungstauglich ist, dass Sie kein großes Verkaufstalent oder Ihre Programmierkenntnisse eher bescheiden sind, können Sie Personaler mit Ihrer Ehrlichkeit für sich einnehmen.


Arbeitsprobe gleich mitliefern

In vielen Stellenanzeigen wird um Arbeitsproben gebeten, vielfach verlangen auch Assessment-Center einen aussagekräftigen Beleg des Bewerberkönnens. Wer sich in diesem Punkt hervortun möchte, könnte schon mit der Bewerbung eine Arbeitsprobe liefern – natürlich eine, die beweist, dass man Antworten auf die aktuellen Herausforderungen des jeweiligen Unternehmens parat hat. Wer sich z.B. als Designer anbietet, könnte Konzeptzeichnungen mitschicken oder gleich ein eigens designtes Produkt präsentieren. Geht es um eine Stelle in der Vertriebsabteilung, könnte man eine Verkaufs- bzw. Marketingstrategie für Produkte des Wunsch-Arbeitgebers liefern.


Kennen Sie die aktuellen Bewerbungstrends?

Auch wenn Sie als Bewerber nicht auf jeden aktuellen Trend aufspringen müssen, kann es doch nicht schaden, wenn Sie darüber auf dem Laufenden sind, was es Neues auf dem Bewerbungsmarkt gibt. Bevor Sie eine "trendy" kreative Bewerbung schreiben, vergessen Sie bitte nicht den allgemein gültigen Tipp: Immer gut überlegen und ggf. recherchieren, ob diese Form für Ihren Wunsch-Arbeitgeber geeignet ist und zum Stellenprofil passt!

 

Die persönliche Bewerber-Webseite

Wer eine eigene Bewerbungs-Webseite bastelt, ob als Ergänzung oder als Alternative zur schriftlichen Bewerbung, fällt auf jeden Fall zunächst einmal auf, denn diese Form wird hierzulande immer noch selten gewählt. Besonders passend ist sie natürlich dann, wenn man es auf eine Stelle in einem Unternehmen der IT-Branche abgesehen hat.

Wer keinen Experten für die Gestaltung, Programmierung und Betreuung der Seite engagieren will oder kann, sollte sich mit einem der gängigen Baukastensysteme oder bei WordPress an die Arbeit machen und seine Webseite selbst basteln. Neben einem ansprechenden Design mit möglichst originellen Elementen muss die Seite natürlich alle relevanten Informationen enthalten, die für den potenziellen Arbeitgeber interessant und auch in der schriftlichen Bewerbung unerlässlich sind.


Das Vorstellungs-Video

Vor dem Hintergrund von Youtube und Co. verwundert es nicht, dass Videos auch auf dem Bewerbungsmarkt im Kommen sind. Ein eigenes Vorstellungs-Video zeigt zum einen, dass der Bewerber über Kompetenz im digitalen bzw. audiovisuellen Bereich verfügt. Zum anderen können sich Personaler gleich ein ziemlich deutliches, oft sehr authentisches Bild vom Kandidaten machen. Sie sehen, wie er sich selbst darstellt und wie groß sein Präsentationstalent insgesamt ist – also eignet sich diese Form besonders für Bewerbungen auf Stellen, bei denen kommunikative und Verkaufsfähigkeiten gefragt sind.


Bewerbungs-Flyer und -Postkarten

Zur eigenen Person einen mehrseitigen Flyer oder eine witzige Postkarte gestalten? Gute Idee! Diese Form der kreativen Bewerbung beweist Kreativität und bietet schnell einen ersten Eindruck vom Bewerber. Gerade auf Job- und Karrieremessen, Branchen- und Networking-Treffen, bei denen normalerweise wenig Raum für längere persönliche Gespräche ist, sind individuelle Flyer oder Postkarten ideal, um sie den Ansprechpartnern mal eben – am besten mit einem freundlichen Lächeln und einem einprägsamen kurzen Hallo – in die Hand zu drücken. Wenn es sich zeitlich einrichten lässt, kann man mit der Übergabe natürlich auch gleich ein kurzes Bewerbungsgespräch verbinden.


Der kreative Lebenslauf

Neben den klassischen Aufbereitungen des Lebenslauf wird inzwischen häufig auch ein tabellarischer Lebenslauf in Form eines horizontalen Zeitstrahls gestaltet oder in stark visualisierter Form als Infografik-Lebenslauf aufbereitet. Wer seinen Lebenslauf derart individuell präsentieren will, findet im Internet sehr viele hilfreiche Vorlagen und Templates, z.B. den Dienst resume.up. Einige Experten empfehlen allerdings, solche Lebensläufe lediglich bei Initiativbewerbungen zu liefern und darauf hinzuweisen, dass die klassischen Unterlagen noch folgen.

 

Fazit: Auffallen? Ja bitte! Hauptsache auffallen? Nein danke!

Die kreative Bewerbung ist heutzutage ein Muss – und zwar in allen Branchen und nicht nur bei Arbeitgebern aus kreativen Berufen. Sicherlich sind zwar die „Kreativen“ insgesamt empfänglicher für ausgefallene Bewerbungen (und erhalten mit einer perfekt designten Bewerbung vielfach gleich eine erste Arbeitsprobe). Doch auch konservative Unternehmen lassen sich durch Einfallsreichtum beeindrucken! Auch wenn viele Arbeitgeber nach wie vor klassische Bewerbungen mit Lebenslauf und Anschreiben wünschen, haben es doch Bewerbungen, die aussehen wie Hunderte anderer, heutzutage extrem schwer. Am besten ist es, vorab schon einmal gründlich über das betreffende Unternehmen zu recherchieren und so herauszufinden, wie viel Humor und Originalität dort angebracht sind.

Egal welche Bewerbungsform am Ende gewählt wird – immer sollten die Gepflogenheiten der jeweiligen Branche im Vordergrund stehen. Wenn Sie Ihre Bewerbung darauf abstimmen, ein bisschen Mut zeigen, sich außergewöhnlich präsentieren und nicht zuletzt ausreichend belegen können, warum ausgerechnet Sie der geeignete Kandidat für die freie Stelle sind, sind Ihre Chancen gut. Wir wünschen viel Erfolg!

Beispiele für eine kreative Bewerbung finden Sie hier:

The Google Job Experiment

QR CODE - Content-rich Resume

Themen: Bewerber


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