Sie haben sich auf einen Job beworben und bereits eine der letzten Hürden genommen: Sie sind zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Jetzt gilt es, beim Arbeitgeber einen exzellenten Eindruck zu machen!
Sie können nur dann punkten, wenn Sie im Anschluss an die Fragen des Arbeitgebers selbst noch einige clevere und interessierte Fragen im Köcher haben. Wer die falschen (oder sogar gar keine) eigenen Fragen stellt, kann dagegen böse Eigentore schießen. Vor allem Fragen zum Unternehmen oder den Aufgaben im Job, die man durch Recherche schon im Vorfeld beantworten kann, haben im Vorstellungsgespräch nichts verloren!
„Haben Sie noch Fragen an uns?” heißt es im Vorstellungsgespräch zumeist dann, wenn Personaler oder Geschäftsführer den Bewerber ausführlich befragt haben. Darauf sollten Sie als Kandidat mit einem klaren „Ja!“ antworten und einige möglichst intelligente eigene Fragen parat haben. Sie stellen damit echtes Interesse für die ausgeschriebene Stelle unter Beweis und zeigen, dass sie für die Aufgabe motiviert sind und sich gründlich auf das Gespräch vorbereitet haben. Zudem erfahren Sie durch geschickte Fragen im Bewerbungsgespräch wichtige zusätzliche Informationen und können somit leichter herausfinden, ob der Job wirklich der richtige für Sie ist. Und: Wer clever und fundiert fragt, macht beim Arbeitgeber einen professionellen und selbstbewussten Eindruck – und kann damit seine Chancen auf die gewünschte Stelle ungemein steigern. Aber Vorsicht: Es gibt Bewerberfragen, die bei keinem Personaler gut ankommen und deshalb im Vorstellungsgespräch gar nicht gehen!
„Wie viele andere Bewerber sind derzeit noch im Rennen?“
Klar, dass Sie sich dafür interessieren, wie stark Ihre Konkurrenz ist. Doch das sollten Sie im Bewerbungsgespräch keinesfalls thematisieren, denn es geht Sie schlicht und einfach nichts an und wirkt einfach nur übergriffig.
„Und – habe ich den Job?“
Sie geben sich gerne selbstbewusst? Grundsätzlich ok, aber mit dieser Frage überspannen Sie den Bogen und wirken ziemlich arrogant. Ein gutes Beispiel für ein echtes Eigentor!
„Kann ich den Computer im Büro auch mal privat nutzen?“
Diese Frage ist dreist und geht wirklich gar nicht! Ihr Gegenüber im Bewerbungsgespräch wird davon ausgehen, dass Sie als Mitarbeiter während Ihrer Dienstzeit gerne mal in Ihrem Social Media-Account unterwegs sind, online shoppen oder private Mails schreiben. Motivierte Top-Kandidaten haben anderes im Sinn!
„Wie läuft es, wenn ich mal krank bin?“
Diese verbotene Frage klingt nach Schwächen, die kein Arbeitgeber schätzt: im besseren Fall nach Krankheitsanfälligkeit, im schlechtesten Fall nach „Vorsicht, Blaumacher!“ Lassen Sie sie einfach weg.
Bestimmte Fragen stellen sich sicherlich alle, die sich auf eine neue Stelle bewerben, beispielsweise: „Herrscht im Unternehmen ein gutes Betriebsklima?“, „Ist mein Vorgesetzter nett?“, „Habe ich nette Kolleginnen und Kollegen?“, „Wie gut sind meine Aufstiegschancen?“ oder „Sind die Produkte, die hergestellt werden, gut?“ Allerdings sollten Sie diese Fragen nicht gerade mit dem Personaler im Vorstellungsgespräch erörtern. Denn sie wirken unprofessionell und naiv. Wer sie stellt, zeigt große Schwächen in punkto Fragetechnik. Und es ist wenig wahrscheinlich, dass darauf eine wirklich gute Antwort folgt!
Bestimmte eigene Fragen, vor allem die nach Gehalt, Weiterbildung und Aufstiegschancen, Urlaub und zusätzlichen Benefits, verlangen im Bewerbungsgespräch ein gewisses Geschick. Plump formuliert führen die folgenden Fragen schnell ins Aus. Clever gestellt bringen sie Sie beim Vorstellungsgespräch jedoch durchaus weiter.
„Wie hoch ist mein Gehalt?“, „Wie sieht es mit der Bezahlung aus?“, „Verdiene ich auf dieser Position mehr als in anderen Unternehmen?“
So oder so ähnlich sollten Sie im Bewerbungsgespräch nie nach den finanziellen Aspekten Ihres Wunschjobs fragen! Grundsätzlich empfiehlt es sich, bereits im Vorfeld der Bewerbung die für die ausgeschriebene Stelle übliche Vergütung zu recherchieren. Zugleich sollten Sie sich im Klaren darüber sein, was Ihre Arbeit, Ihre Qualifikation und Ihr Know-how wert sind. In vielen Fällen wird die Arbeitgeberseite ohnehin dieses Thema von sich aus anschneiden. Ist das nicht der Fall, sollte die Frage so geschickt wie möglich eingebracht werden. Am besten erst gegen Ende des Gesprächs, zum Beispiel so: „Könnten wir kurz noch zum Thema Gehalt kommen?“ Sie haben in diesem Rahmen die Möglichkeit, nach dem üblichen Gehaltsrahmen für die ausgeschriebene Stelle zu fragen oder nach dem Verhandlungsspielraum, den es zwischen Ihren und den Arbeitgebervorstellungen noch gibt.
„Kann ich auch mal früher gehen, wenn ich dafür ein bisschen früher komme?“
Unzulässige Frage! Auch wenn inzwischen bekannt ist, dass die Work-Life-Balance für Jobinteressenten eine wichtige Rolle spielt, wird diese Frage, bereits im Vorstellungsgespräch gestellt, schlecht ankommen. Denn sie legt nahe, dass der Bewerber mehr an seiner Freizeit als an der Arbeit interessiert ist. Wenn es für Sie sehr wichtig ist, hinsichtlich der Arbeitszeiten mehr zu wissen, fragen Sie schlauer, zum Beispiel: „Wie würde denn ein typischer Arbeitstag in dieser Position aussehen?“ oder auch „Wie (flexibel) sind denn die Arbeitszeiten in Ihrem Unternehmen geregelt?“
Kandidaten mit Ambitionen und erkennbarem Interesse an Weiterentwicklung sind bei Personalern durchaus geschätzt – vorausgesetzt, sie vermitteln nicht den Eindruck, dass Sie reine Karrieristen sind, deren berufliche Ziele sich auf den schnellen Aufstieg beschränken. Bewerber sollten im Vorstellungsgespräch signalisieren, dass sie sich erst einmal einarbeiten, integrieren und Top-Leistung bringen wollen. Wer nach der Beförderung schielt, bevor er den Job überhaupt in der Tasche hat, beweist weder Teamgeist noch das richtige Maß an Bescheidenheit, das für den Start durchaus angemessen ist. Mit unerlaubten Fragen im Stil von „Wie schnell kann ich mit einer Beförderung rechnen?“ preschen Sie im Gespräch vor und vermitteln den Eindruck, dass Sie gar nicht so sehr an dem angebotenen Job, sondern vielmehr an einer Position eine Karrierestufe darüber interessiert sind. Das wirkt vor allem dann abschreckend, wenn das Unternehmen an einem langfristigen Verbleib des neuen Mitarbeiters auf der ausgeschriebenen Position interessiert ist. Unser Tipp: Fragen Sie zum Beispiel „Wie sieht es bei Ihnen mit der Talentförderung/Mitarbeiterentwicklung aus?“ oder „Welche Weiterbildungschancen bieten Sie?“. Dies aber am besten nur, wenn Sie genau wissen, dass Ihr potenzieller neuer Arbeitgeber Ihre Weiterentwicklung will und fördert.
Wie bereits erwähnt, sollten Sie alle wesentlichen Fakten zum Unternehmen schon vor dem Vorstellungsgespräch genau recherchieren – und entsprechende Fragen wie „Was genau macht das Unternehmen/stellt das Unternehmen her?“ auf keinen Fall mehr stellen. Allerdings sind spezifische, tiefergehende Rückfragen im Bewerbungsgespräch durchaus erwünscht. Sie könnten sich schon im Vorfeld überlegen, nach Informationen z. B. zu Teilbereichen des Unternehmens, zur Compliance oder zur Nachhaltigkeit zu fragen. Mögliche Fragen hierzu sind zum Beispiel: „Mir ist aufgefallen, dass Ihr Unternehmen auch im Bereich XY sehr aktiv ist – können Sie mir dazu noch etwas mehr sagen?“. Tipp: Tun Sie dies nur, wenn Sie wissen, dass es hierzu einschlägige Informationen gibt! Auf keinen Fall sollte Ihre Rückfrage konstruiert und Ihr Interesse künstlich wirken.
Ein echtes No-go ist die Frage: „Habe ich erst einmal Urlaubssperre?“
Urlaub in der Probezeit sollte wirklich nur dann im Vorstellungsgespräch thematisiert werden, wenn eine konkrete Situation geklärt werden muss, z. B. ein bereits mit der Familie gebuchter Urlaub. Erklären Sie das ruhig ganz ehrlich – dass es in einem solchen Fall Planungsbedarf gibt, wird wohl jeder Personaler verstehen. Signalisieren Sie aber dennoch Ihre grundsätzliche Bereitschaft, im Notfall umzudisponieren!
Wenn Sie als Bewerber im Gespräch genau zuhören und an manchen Stellen mit klugen Fragen nachhaken („aktives Zuhören“), sich ggf. auch Notizen zu Dingen machen, die Ihr Gesprächspartner erwähnt, und später gezielt darauf zurückkommen, werden die meisten Personaler Sie in die „Königsklasse“ der potenziellen Mitarbeiter einordnen. Sie wirken authentisch und signalisieren echtes, tiefes Interesse. Und so kann es gelingen, dass auch nach den beiden „Interview-Phasen“ im Vorstellungsgespräch eine natürliche, fließende Gesprächssituation entsteht, die für beide Seiten gleichermaßen angenehm verläuft.
Bewerber sollten sich nicht nur mit eigenen Fragen vorbereiten, sondern auch auf typische und knifflige Fragen ihrer Gesprächspartner gut Antworten parat haben. Hierfür sammelten wir in unserer Beitragsreihe „Die wichtigsten Fragen im Bewerbungsgespräch – und wie man sie am besten beantwortet“ wertvolle Tipps für Jobkandidaten.
Sie wollen auf jeden Fall vermeiden, im Bewerbungsgespräch die falschen Fragen zu stellen, und verzichten deshalb lieber ganz auf eigene Fragen? Damit punkten Sie auf keinen Fall. Bringen Sie Ihre eigenen Fragen ein – und sorgen Sie durch gründliche Vorbereitung dafür, dass es die richtigen Fragen sind!
Gute Fragen sind übrigens auch immer offene Fragen, also keine, auf die man lediglich mit „Ja“ oder „Nein“ antworten kann. Damit verraten Sie, dass Sie nicht nur als Bewerber, sondern auch als Mitarbeiter fit in Gesprächsführung sind – und erhalten gleichzeitig das Maximum an Informationen.